Heilende Farben

Ein Vortrag von Dorothea Fischer

Heilende Farben


Die Überschrift ist vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen. Ich habe aus meiner Erfahrung mit Farben berichtet und einen kleinen Teil meiner naturgefärbten Schätze gezeigt. In diesem Vortrag habe ich auch einigePassagen aus meinem Buch zitiert.

Die Besucher waren sehr interessiert und aufmerksam, es hat mir Freude gemacht.

Wenn wir mit offenen Augen in die Natur sehendann finden wir die allerschönsten Farben und Muster, mit denen sich Pflanzen und Tiere schmücken, um sich fortzupflanzen, damit ihre Art überlebt. Alles, was wir als Kunst hervorbringen, alle Farben, aller Schmuck, wird von den Kunstwerken der Natur weit übertroffen. Wir können uns davon nur inspirieren lassen und uns an den wunderbaren Naturfarben erfreuen. Sie harmonieren miteinander und lassen sich wie ein Blumenstrauß zusammenfügen.

Wir können die Farben aus der Natur aber auch zu unserem Wohlbefinden verwenden. Im dunklen Winter sind es die Sonnenfarben, die unseren Lichthunger stillen und unsere Umgebung, unsere Wohnung "heilen", ein Manko ausgleichen können. Das fehlende Sonnenlicht im Winter schenken uns die Sonnenfarben - die im Sommer gewachsenen Farben wieder.

Natürlich gehört dazu auch Licht - eine gute Beleuchtung kann helfen, denn ohne Licht sehen wir keine Farben.

Wenn wir traurig sind, fehlt uns oft der Mut zur Farbe, aber ein leuchtendes Orange oder ein zartes Gelb, Rot, Grün, Blau oder Violett könnte uns aufmuntern und uns Energie geben.

Farben umgeben uns, beeinflussen uns, wir wählen sie bewusst oder unbewusst. Wir können uns ihrem Einfluss nicht entziehen.


In meinem Leben haben Farben im Laufe der letzten Jahre eine zentrale Bedeutung bekommen und daran möchte ich Sie teilhaben lassen, indem Sie die von mir gefärbten Materialien anschauen, berühren und sich daran erfreuen können. Vielleicht gibt es Ihnen Anregung, Ihr Umfeld mit der Schönheit von Farben zu bereichern.

Die Wirkung der naturgefärbten Wollen und Seiden ist unterschiedlich und dabei spielt auch die Pflanze, aus der wir die Färbekraft - den Farbstoff - ziehen, eine Rolle. Das Gelb aus Kamillenblüten wird anders wirken, als das Gelb aus Birkenblättern. Jede Pflanze, jeder Baum hat eine andere Energie und Energie geht nicht verloren. Sie wird uns auch über die Farben erreichen. Wir können uns davon ansprechen lassen und die Wirkung vielleicht spüren. Das ist sicher bei verschiedenen Menschen verschieden.

Eine Färberin aus Leidenschaft bin ich für mich eher überraschend geworden. Als Abschluss eines Spinnkurses hatte ich an einem Färbe-Wochenende teilgenommen. Fasziniert hatte mich nur die Walnussfärbung mit ihren wunderbaren Brauntönen, Lust zu färben war nicht entstanden.

Meine Tochter Cornelia besuchte zu dieser Zeit eine Fachschule für textiles Gestalten und hat in einem Unterrichtsfach - das "Materialbezogenes Gestalten" hieß - das Färben mit Naturstoffen gelernt.

Da ich für meine Strickarbeiten als Muster gern gefärbte Wollen verwenden wollte, bat ich sie, für mich zu färben. Die teuren Materialien waren eingekauft, die Färbedrogen eingeweicht und die Wolle gebeizt. Da verliess meine damals noch sehr junge Tochter die Lust zum Färben, andere Unternehmungen waren wichtiger.

Ich gehöre noch zu der Kriegsgeneration, die nicht gern etwas wegwirft und ausserdem war mein Geld sehr knapp. So machte ich mich an die Arbeit und begann das vorhandene Material "aufzuarbeiten". Zu meiner Überraschung wurde ich vom Färben fasziniert. Bis heute ist die Faszination geblieben, wenn es auch inzwischen schon Jahre gegeben hat, in denen ich nicht färben konnte, weil es mein Befinden nicht erlaubte. Den nahen Tod vor Augen, hatte ich schon alle Färbeutensilien verschenkt.

Durch den Lernprozess in der Arbeit mit meinem Lehrer, konnte ich in einer schier ausweglosen Situation mit meinem Leben abschliessen und meine Wünsche aufgeben. - Für mich unerwartet - nahmen meine Kräfte wieder zu und ich begann mit neuen Aktivitäten: Ich erlernte den Umgang mit dem Computer und nach einiger Zeit begann ich wieder zu färben. Meine Farbpalette veränderte sich, als ich die Farbe Orange für mich entdeckte.

Später kamen mir auch die Kenntnisse am Computer zustatten, so konnte ich mein Buch über das Färben mit Naturstoffen mit dem Computer schreiben und mit Bildern ausstatten, die ich auf einem Flachbettscanner gestaltete.

Über die Bedeutung von Farben will ich Ihnen einiges aus meiner Sicht erzählen, dabei erhebe ich nicht den Anspruch von Allgemeingültigkeit.

Die Ursprünge der Färberei liegen weit zurück in mythischen Zeiten. Wahrscheinlich haben die Menschen schon lange vor dem Färben und Bemalen von Kleidungsstücken ihre Körper zu rituellen Zwecken und als Schmuck bemalt. Der Wunsch, sich die Kräfte der Natur und die Götter geneigt zu machen, hat viele Riten hervorgebracht, die mit umfangreichen Vorbereitungen zur Reinigung und Bereitmachung einhergingen. Erdfarben und Pflanzenfarben wurden vielleicht eher zufällig entdeckt und benützt. Das Wissen darüber wurde von den weisen Alten, den Schamanen, Medizinfrauen und Medizinmännern weitergegeben.

So bekamen die Farben eine Bedeutung, die in den verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich waren und bis zum heutigen Tag unterschiedlich sind.

Beginnen will ich mit Braun, der Farbe der Erde in unserer Region, der Erde, über die sich der Regenbogen mit seinen schönen Farben spannt.

Wir kleiden uns in Braun, wenn wir beschützt werden oder sein wollen. - Als ich vor vielen Jahren unter Depressionen litt, war meine Kleidung von Brauntönen bestimmt. Eine Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht, als ich wieder zu lebhafteren Farben wechselte.

Braun ist eine Mischung aus vielen Farben, es ist eine Schutzfarbe, sowohl in der Natur wie auch bei uns Menschen. Im Braun der Erdhöhlen finden viele Tiere Schutz. In der braunen Erde entsteht und wächst neues Leben und in die Erde kehrt es mit dem Tod zurück.
Die wunderbarsten Brauntöne habe ich mit grünen Walnussschalen gefärbt, sie reichen von Goldbraun, Kupferbraun, Grünbraun bis zu Moorbraun und Schwarzbraun. Die Begeisterung für diese Färbungen konnte ich schon vielen Menschen mit-teilen.

Die Farbe Rot steht in unserer Kultur für Aktivität, für Leben, für Feuer. In der Astrologie gehört sie zu Mars und steht für den Schöpfungsimpuls, den der Widder im Tierkreis symbolisiert. Mars als Krieger ist aber auch ein Töter, steht für Wut, Aggression, Leidenschaft, und diese Emotionen verbinden wir ebenfalls mit der Farbe Rot. Wir sagen "da sah ich Rot", wenn wir wütend wurden.

Rot ist in einigen Kulturen die Farbe des Todes. Es könnte das rote Opferblut sein, das diese Verbindung gebracht hat.

Die Farbe der Hochzeitskleidung indischer Frauen ist leuchtendes helles Rot, während die Witwen dunkelrote Kleidung tragen, dies könnte sowohl mit dem Tod als auch mit der nun abklingenden Leidenschaft in Verbindung gebracht werden.

Meine eigene Erfahrung mit Rot ist ambivalent. Rote Kleidung kann Power geben. Für ein schwieriges Gespräch habe ich in vergangenen Zeiten ein rotes Kleid gewählt, damit es mich unterstützt, mir den Rücken stärkt. Rot hat aber auch die Signalwirkung: Halt (Ampel), dringe nicht in meine Privatsphäre ein, rühre meine Persönlichkeit nicht an!

Um rote Kleidung zu tragen, braucht man aber etwas Kraft. In Zeiten, in denen es mir sehr schlecht ging, konnte ich weder rote Kleidung tragen noch mich mit roten Sitzmöbeln umgeben. Ich habe sie in dieser Zeit abgedeckt und dann neu bezogen: mit Violett.

Manchmal rate ich Menschen, die müde und ohne Antrieb sind, rote Kleidung oder ein rotes Seidentuch zu tragen. Wenn Rot zu stark ist, kann es auch ein Violett oder Orange sein, in denen Rot enthalten ist.

Meine Freundin Barbara friert häufig. Eines Tages sagte sie zu mir: "Nur in der roten Weste von dir wird mir richtig warm." Rot ist die Farbe mit der höchsten Energie, mit Power-Energie und ausserdem war diese Wolle mit der besonderen Energie der Cochenille-Läuse gefärbt, die nur in sonnenverwöhnten, warmen Gegenden gedeihen.

Als wir eines Tages im Homöopathie-Buch etwas suchten, stolperten wir über die Cochenille: Sie wird bei Nierenerkrankungen angewendet. Meine Freundin litt unter einer Nierenerkrankung. Als Kind liebte ich Rot und Blau. Das galt als unfein, und ich wurde mit dem Vers verspottet: "Rot und Blau ist dem Kasper seine Frau!". Nun, da ich älter bin, haben sich Rot und Blau zu meiner neuen Lieblingsfarbe Violett vermischt. Rot als Aktivität und Blau als Geistigkeit vermischen sich, sie werden zu einer spirituellen Farbe, die in den Kirchen als liturgische Farbe im Advent und in der Fastenzeit verwendet wird.

Blau ist die Farbe des Himmels über uns. Bei klarem Wetter können wir die unterschiedlichsten Blautöne am Himmel sehen: Vom Himmelblau bis zum tiefen Nachtblau gibt es alle Schattierungen. Weil wir den Himmel über uns mit dem Göttlichen verbinden, steht diese Farbe für Geistigkeit, für Klarheit. 

 Blau ist eine kühle und beruhigende Farbe. Sie wird Saturn zugeordnet. Alle Blautöne haben saturnischen Einfluss, wobei er stärker wird, je tiefer das Blau ist, bis hin zu Schwarz, welches auch Saturn zugeordnet wird. 

Indigo-Blau wird in der indischen Astrologie dem Mond zugeordnet und auch dem Dritten Auge, dem Auge der Weisheit. Der Mond, der am blauen Nachthimmel steht, beherrscht das Wasser, die Fruchtbarkeit und die psychischen Prozesse. Die Tiefe des Wassers symbolisiert unser Unbewusstes und bringt uns in Verbindung mit unseren tieferen Anlagen. 

Bei der Indigo-Färbung wird durch Gärung der verborgene Farbstoff freigesetzt. Im Menschen wird durch Gärung, durch Wandlung, durch Träume hervorgebracht, was in der Tiefe der Psyche verborgen ist. Wenn alles vergoren ist, werden wir wie ein guter Wein. 

 Mit Indigo-Blau, das aus der Waidpflanze gewonnen wurde, sollen sich Frauen in alten Zeiten in Irland zu Ehren der Fruchtbarkeits-Göttin Anu, der Göttin des dunkelblauen Nachthimmels und des dunkelblauen Meeres, bemalt haben, wie Robert von Ranke-Graves in seinem Buch "Die Weisse Göttin" schreibt.

Gelb hat Licht- und Sonnenqualität Es wird dem Jupiter, der Intelligenz und auch der Erde zugeordnet. In den heissen Gegenden der Erde, in denen die Wüste weithin gelb erscheint, ist das verständlich. In unserer Region ordnet man - wie schon gesagt - der Erde Braun zu, da sie am häufigsten eine braune Farbe hat. In Südafrika sah ich hingegen tiefrote Erde. So beeinflusst unsere Umgebung immer auch die Deutung der Farben. 

Gelb drückt im Volksmund auch Eifersucht aus. Die meisten Blätter, Kräuter und Hölzer unserer Region bringen beim Färben Gelb in allen Schattierungen hervor. 

Gelb ist die letzte Farbe, der ich mich beim Färben innerlich genähert habe. Ich selbst kann gelbe Kleidung nicht tragen, sie steht mir nicht, da ich ein kühler Farbtyp bin. Bei einer Farbkomposition ist aber Gelb als Sonnenfarbe wesentlich, es gibt dem Kleidungsstück, dem Kunstwerk oder dem Wohnraum Wärme.

Grün umgibt uns in der Natur vom Frühjahr bis zum Herbst und tut uns wohl. Es wird dem Herzen zugeordnet und der göttlichen Liebe. Es ist Lebendigkeit, ist Vitalität. Ohne Grün wäre die Welt nicht lebensfähig. Im Volksmund symbolisiert Grün die Hoffnung. 

 In der indischen Astrologie wird Grün dem Merkur zugeordnet, der Lebendigkeit und Vitalität repräsentiert, den Kopf und die Nerven. So beruhigt Grün die Nerven und lässt den Kopf und das Denken klarer werden. 

Die Pflanzen produzieren mit ihrem Grün lebenswichtigen Sauerstoff, wandeln Sonnenlicht in Energie und Ernährung um. 

Aus Pflanzen ziehen wir in der Naturfärberei die meisten Farben. So bringt ein wenig Grün auch Leben in eine Farbkomposition. 

Meine Liebe zu Grün in den gefärbten Textilien musste ich erst entdecken. Grün lässt sich ohne giftige Zusätze nicht leicht färben. Es ist die Mischung aus Blau und Gelb, aus Himmel und Sonne. Ohne Gelb kein Grün. Beim Färben ist das Gelb der Pflanze entscheidend für das Grün, das entsteht, und es gibt dabei erstaunliche Wandlungen. Das warme Goldgelb der Färberdistelblüten ergibt, mit Indigo-Küpe überfärbt, ein kühles Grün, während das eher kühle Grün der Birkenblätter bei dieser Überfärbung ein wunderbares warmes Grün ergibt. 

Mit hellem, zartem Lindgrün habe ich mich bei heftigen Allergien in der Visualisierung eingehüllt und die Heilkräfte dieser Farbe erfahren.

Orange ist die Mischung aus Rot und Gelb, es wird der Sonne zugeordnet. Orange ist leuchtende innere Lebendigkeit. Orange harmoniert - ebenso wie Violett -mit allen anderen Farben, obwohl es nur dem warmen Farbenspektrum angehört. Es bringt, noch stärker als Gelb, Wärme und Lebendigkeit in eine Farbkomposition. 

Die Farbe Orange habe ich mit dem Samen eines tropischen Strauches für mich entdeckt, der, wie die Bananenstaude, der einzige seiner Art, seiner Pflanzenfamilie ist: der Orleanstrauch. Diese Färbungen haben meine Farbenpalette grundlegend verändert. Alle Schattierungen der heiligen Indischen und Tibetischen Farben sind in meine Wohnung eingekehrt und haben ihre Wirkung auf mich und meine Umgebung ausgeübt. Orange bringt, als Kleidung oder als Farbflächen in unserem Umfeld - auch in der dunklen Jahreszeit - Sonne und Leben zu uns. Die Winterdepression vieler Menschen kann damit gemildert werden, so ist es jedenfalls nach meiner Erfahrung. Die Dunkelheit des Winters beeinflusst mich weniger, seit ich mich mit lebendigen Farben und mit Orange umgebe.

Violett harmoniert mit allen Farben, es gehört sowohl dem warmen als auch dem kühlen Farbspektrum an, je nach Mischung von Rot und Blau. Ich verwende es als Untergrund und Verbindung bei meinen Strick- oder Dekorationsarbeiten 

 Mit Violett beginnt der Hauptregenbogen und mit Rot endet er. Schließt sich ein Nebenregenbogen nach außen an, dann ist die Farbfolge umgekehrt, so dass die sieben Farben des einfachen Regenbogens (Violett - Indigo - Blau - Grün - Gelb - Orange - Rot) im doppelten Regenbogen spiegelbildlich erscheinen, mit der spirituellen Farbe Violett beginnend und endend. So ist der Regenbogen ein Symbol unseres Weges: Aus dem Göttlichen kommen wir, sind immer im Göttlichen - auch wenn wir es nicht so fühlen - und gehen in unseren göttlichen Ursprung zurück. 

Violett und Weiß werden in der indischen Astrologie der Venus und dem Dritten Auge zugeordnet. Venus, die kreative Kraft, die Heilerin, ist klar wie ein Diamant der weiß strahlt, aber das ganze Farbenspektrum enthält - zum Leuchten bringen kann. Damit beinhaltet sie auch alle kreativen Möglichkeiten. Klare, diamantene Erkenntnis kommt durch das Dritte Auge zu uns.

Gold und Silber werden Sonne und Mond und ihren Strahlen zugeordnet. Beide Farben können nicht mit Pflanzen gefärbt werden. Sie erscheinen aber in einigen Färbungen als Mischung. Wir sprechen dann von Goldgelb, Goldrot oder Silbergrau. Wunderbare silbergraue Seide wurde mir vor einigen Jahren beschert, als die Indigo-Küpe kaputt ging. Das war ein Zufall, den man nicht bewusst reproduzieren kann. Indigo, dem Mond zugeordnet, brachte Silbergrau hervor. 

Silbergrau habe ich auch mit Stockrose und Sommer-Rotkohl auf Seide gefärbt. Schwarz und Weiss sind unbunte Farben. 

Schwarz und Weiss sind Urgründe. Sie sind das Gegensatzpaar schlechthin. Wir sprechen von Schwarz-Weiss-Malerei, wenn wir ausdrücken wollen, dass die vielen Farbschattierungen des Lebens bei der Beurteilung eines Ereignisses fehlen.

Schwarz verbirgt Konturen und Einzelheiten, es absorbiert Energie, wie es die Schwarzen Löcher im Universum deutlich machen. 

Bei Kleidung sagt man, Schwarz macht schlank. In unserer Kultur ist Schwarz die Farbe der Trauer und als Gegensatz dazu eine Farbe, die erotisiert, wie die schwarzen Dessous zeigen. Schwarz und Rot haben, wie auch der Tod, eine enge Beziehung zur Sexualität. Man spricht sowohl beim Schlaf als auch beim Orgasmus vom kleinen Tod. 

Schwarz wird dem Saturn zugeordnet und spiegelt in diesem Zusammenhang alles. Saturn (Schwarz) ist das ewige Prinzip des Gegenübers zur Sonne, dem göttlichen Prinzip. Die Sonne ist heiss, strahlend, repräsentiert Lebensfreude. Saturn ist kalt, absorbierend, repräsentiert Depression. Saturn ist der grosse Begrenzer, er spiegelt uns, auf der tiefsten materiellen Ebene, durch Leid. Er ist das Gegenüber, in dem man sich erkennt. 

Die Sonne ist Licht - ist ohne Erkenntnis ihrer selbst - sie strahlt. Saturn ist zur Bewusstwerdung unbedingt nötig, er ist die äusserste Grenze unseres mit dem blossen Auge sichtbaren Sonnensystems, der Spiegel (schwarz unterlegt), auf den die Strahlen der Sonne, der Blick des Göttlichen stösst, der reflektiert und damit zur Erkenntnis seiner selbst führt. 

Auf der profanen Ebene der Kleidung sollte man mit Schwarz vorsichtig sein, da es, wie schon gesagt, Energie absorbiert. Wer ohnehin schon Probleme mit der Energie hat, leicht ermüdet, sollte sich nicht vollkommen in Schwarz kleiden.

Weiß offenbart, zeigt Schönheit und Mängel gleichermaßen. In weißer Kleidung wirken Füllige unvorteilhaft, während sie für Schlanke vorteilhaft ist. Zu Weiß passen ebenfalls alle Farben, wenn sie auch auf weißem Grund sehr unterschiedlich und manchmal hart wirken. In Weiß sind alle Farben enthalten. 

Weiß bis Naturweiß oder Wollweiß ist die Grundlage, auf der ich vor allem färbe. Weiß ist in einigen Kulturen die Farbe der Trauer, des Todes. Für schwerkranke Menschen sind weiße Wäsche und Bettwäsche leichter verträglich, da sie die vom Körper abgestrahlte Energie anders reflektiert, als bunte Bettwäsche. Meine eigene Erfahrung mit Weiß ist stark und hat mit heilenden Kräften zu tun. Während einer extremen Allergie, die mich dem Wahnsinn nahe brachte, bei der keine der konventionellen Methoden Erleichterung gab, half mir Weiß in zwei Varianten: In einem Traum sagte mir ein junger Mann: "Versuche es mit weißem Leinen." Da ich nur eine glatte, alte Leinentischdecke hatte, zerschnitt ich diese und nähte mir vier Schals zum Wechseln daraus. Diese Schals legte ich um Gesicht und Hals, und sie brachten mir Erleichterung. Es war wie eine Rettung aus verzweifelter Lage. Sowohl trocken als auch nass, half mir das Leinen, da es kühlt. Man braucht es nur ein wenig auszulüften, an der Luft zu schwenken, wenn es heiss wird, und schon kühlt es wieder und wirkt beruhigend und damit entzündungshemmend. 

Gutes Leinen, das glatt und schon häufig gewaschen ist, kann bei schweren Erkrankungen wie ein Heilmittel wirken. Man sollte es kochen und in sehr feuchtem Zustand glatt bügeln. Als Bettwäsche hilft es Menschen, die zu viel Hitze haben, besonders in der warmen Jahreszeit. 

Weißes Licht half mir auch beim Visualisieren und wirkte heilend. Ich habe mich in der Vorstellung mit weißem Licht umgeben und eingehüllt. Ich habe mir weißes Licht wie winzige Kügelchen vorgestellt, die Krankheit und Schmerzen aus dem Körper ausschwemmen, und habe sie in die Erde oder in Wasser hineinfließen lassen. Ich habe gute, hilfreiche Erfahrungen damit gemacht.

Das ganze Farbenspektrum - das ganze Universum

Nach meiner Meinung braucht jeder Mensch alle Farben. Sie müssen nicht alle in der Kleidung präsent sein, sie können uns auch in der Umgebung über die Augen erreichen. Mit Farben und ihrer Schwingung können wir die Atmosphäre, die uns im Wohn- und Arbeitsbereich umgibt, gestalten und beeinflussen. Farben bekräftigen oder schwächen. Sie sind eben nicht nur Dekoration und haben deshalb einen hohen Stellenwert.

In unserer Kleidung können wir die Wohltat der Farben fühlen. Ein graues, braunes, schwarzes oder weisses Kleidungsstück kann mit einem farbigen Seidentuch belebt werden und unsere Stimmung unterstreichen oder verändern.

Lebendige Farben sind es, die uns Pflanzen und Tiere bescheren und sie haben eine andere, lebendigere Wirkung als die eher statischen synthetischen Farben.

Am Polarkreis, in Hammerfest, fielen mir die farbigen Häuser besonders auf. So holen sich die Menschen auf sinnvolle Weise Farbe in ihre Umgebung, die bedingt durch das Klima und die lange dunkle Winterzeit nicht mit üppigen Farben in der Natur gesegnet ist.

Wenn unsere Augen aus dem Fenster ins Grüne schauen können, dann haben grüne Pflanzen auf der Fensterbank oder im Raum nicht die gleiche Bedeutung, wie in Räumen ohne diesen Ausblick. Wenn die dunkle Winterzeit kommt, können wir die Räume mit Sonnen-Farben gestalten, und Blumen bringen uns ebenfalls Farben und damit Licht und Schwingung in unsere Umgebung.

Farben sind als Materie nicht existent. Sie sind eine Energieform, eine Schwingung, die vom Licht transportiert und uns sichtbar gemacht wird.

An dieser Stelle möchte ich Harald Küppers zitieren, der die Küppers Farbenlehreentwickelt hat und in seinem Buch "Die Schule der Farben" schreibt:

Zum Farbensehen benötigen wir normalerweise eine Lichtquelle, z, B. die Sonne. Sie schickt die farblosen Energiestrahlen, die wir "Licht" nennen als Allgemeinbeleuchtung in die Welt. Diese Energiestrahlen fallen auf Material. Entsprechend ihrer molekularen Struktur hat Materie die Fähigkeit, bestimmte Teile der Energiestrahlen des Spektrums zu verschlucken, zu absorbieren. Der nicht absorbierte Teil des Lichtes gelangt als Farbreiz ins Auge des Betrachters. .... Die Energiestrahlen des Farbreizes werden auf das optische System der Netzhaut projiziert. In die Netzhaut sind winzige kleine "Antennen", sogenannte Sehzellen, eingebettet, "Zapfen" und "Stäbchen" genannt, die die Strahlung registrieren und die von aussen kommende Strahlungsenergie in organeigene elektrische Energieimpulse umwandeln. Diese werden über die Nervenbahnen ins Gehirn geleitet, wo die Farbempfindung entsteht.

.....Farbe existiert ausschliesslich und immer nur als Sinnesempfindung eines Betrachters. Mit anderen Worten: Wo kein Betrachter mit intaktem Sehorgan vorhanden ist, da gibt es auch keine >Farbe<. Denn die physikalische Welt besteht aus farbloser Materie und aus farbloser Energie..."

Über die letzte Aussage kann man unterschiedlicher Meinung sein, was ich mit dem Bericht meiner Freundin Christiane und eigenen Erfahrungen beschreiben will.

Christianes Mutter ist erblindet, als sie schon erwachsen war. Sie hat also Farberinnerungen. Sie träumt in bunten Farben und kann Farben auch visualisieren. Sie wählt die Farben für ihre Kleidung nach dem Gefühl aus, das die Farben ihr vermitteln, wenn sie das Material berührt. Es scheint also so, als würde ihr die Energie der Farbe auch die Benennung der Farbe vermitteln.

Ich habe die deutliche Erfahrung gemacht, dass ich in weisser Bettwäsche besser, ruhiger schlafen kann, als in bunter Bettwäsche. Dies habe ich mir mit der Energie der Farben erklärt. Harald Küppers hat mir eine andere, sehr interessante Erklärung dazu gegeben, über die ich noch nachdenke.

Soweit die Einführung in dieses Thema aus meiner Sicht.